Denke ich an Frankreich, fallen mir Städte wie Paris, Nizza oder Bordeaux ein. Toulouse habe ich nicht direkt auf dem Zettel, dabei ist es eine der ältesten und faszinierendsten Städte Frankreichs.
Die Stadt ist bekannt für den charakteristischen Rosa-Ziegel, aus dem viele Gebäude gebaut worden sind. Toulouse trägt wegen dem farbigen Stein auch den hübschen Beinamen: La Ville Rose.
Von Deutschland aus fliegt man u.a. mit Ryanair in nicht einmal zwei Stunden direkt nach Toulouse. Der Flughafen Toulouse-Blagnac liegt rund acht Kilometer nordwestlich. Mit der Straßenbahn „T2“ kommt ihr schnell ins Zentrum. Ein Ticket kostet 1,60 Euro.
Auch wenn sich die Touristen nicht in Scharen durch die Krümmungen der Altstadtgassen Gassen schieben, sollte man trotzdem vorsichtig sein mit voreiligen Schlüssen. Im Vorübergehen erhascht man Blicke in verwünsche Innenhöfe und auf altersschiefe Backsteintürme. Es gibt Seitengassen, in den still der Putz bröckelt und die Gemäuer von ihrer glorreichen Handelshaus-Vergangenheit träumen.
Mit den eleganten Plätzen, der schönen Altstadt und den belebten Märkten fühlt sich Toulouse authentisch französisch an. Es ist wie eine südliche Version von Paris, nur kleiner, billiger und freundlicher.
Auch die schmackhafte, französische Küche sowie die zweitgrößte Universität Frankreichs nach Paris, macht Toulouse außergewöhnlich.
Die kompakte Stadt erkundet man am besten zu Fuß: Das Zentrum von Toulouse ist klein und verlaufen ist quasi unmöglich. Meine Favoriten sind:
Sehenswürdigkeiten
1. La Garonne
Die Garonne ist der Fluss, der durch Toulouse fließt. Meine Nummer 1 unter den Sehenswürdigkeiten. Die riesige Wasserstraße teilt das Stadtzentrum und ist auch seine Lebensader. Entlang des Ufers erstrecken sich öffentliche Parks und Plätze, von denen viele über Treppen mit dem Fluss verbunden sind. Für einen Spaziergang am Wasser oder ein Picknick eignet sich besonders der Park „Prairie des Filtres“. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf den Pont Neuf, die berühmte Brücke von Toulouse.
2. Place du Capitole
Toulouse war eine der bedeutendsten Handelsstädte Frankreichs und seine Kaufleute wurden mit Färberwaid sehr reich. Diesen fabelhaften Wohlstand kann man überall im reizvollen Vieux Quartier, der Altstadt von Toulouse, erkennen.
Besonders opulent wurde am eindrucksvollen Place du Capitole gebaut. Dieser weitläufige Marktplatz, auf dem auch das Rathaus, ein klassizistischer Prunkbau mit 128 m langer Fassade, und das Theater der Stadt stehen ist ein Highlight der Stadt.
Im Rathaus wird ein kostenloses Faltblatt mit den Sehenswürdigkeiten zur Verfügung gestellt. Es sind auch viele der hier bei mir genannten Punkte eingezeichnet!
3. Saint-Sernin-Basilika mit Römermuseum Saint-Raymond
Saint-Sernin ist die berühmteste Kirche von Toulouse. Als Teil des Jakobswegs zählt sie seit 1998 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die wuchtige Basilika Saint-Sernin ist mit ihrem auffälligen, achteckigem Glockenturms schon von weitem sichtbar und gilt als vielfotografiertes Wahrzeichen der Stadt.
Rund um die Kirche gibt es einige kleine Cafés. Besonders gut hat es mir bei dem Ausschank im Innenhof des Museums Saint-Raymond gefallen. Ein kleine, abgeschiedene Insel der Ruhe.
4. Couvent des Jacobins
Jede Kirche ist einzigartig und religiöse Denkmäler bieten oft sogar technische Meisterleistungen, die sie bemerkenswert machen. Das Kloster Couvent des Jacobins ist ein gutes Beispiel dafür.
Die Heimat der Jakobiner und letzte Ruhestätte des Philosophen und Theologen Thomas von Aquin liegt nur wenige Schritte vom Place du Capitole entfernt. Das Kloster ist ein Muss für jeden Toulouse-Besucher. Der Architekt hat im Kirchenschiff ein Meisterwerk vollendet: In Kombination sehen die atemberaubende Decke und die tragenden Säulen aus wie ein Palmenhain.
Der Innenhof mit Garten wird von einem idyllischem Kreuzgang eingefasst– besonders in der Sommerhitze eine herrlich kühle Oase.
5. Kathedrale St. Etienne
Die Kirche Saint-Étienne ist die architektonisch ungewöhnlichste Kathedrale, in der ich je gewesen bin. Ihre unharmonisch erscheinende Form entstand dadurch, dass für die Kathedrale zwei Kirchen zu einer verbunden wurden.
Ein uraltes, disproportional anmutendes Gesamtkunstwerk, das in mehreren Anläufen von verschiedenen Seiten her begonnen wurde und wie aufs Geratewohl zusammenmontiert wirkt: Das Portal mit seinem riesigen Rosettenfenster wirkt etliche Nummern zu groß und in die falsche Wand gesetzt, das Schiff querstehend und auf einer anderen Achse gebaut, dazu ein Turm, dessen Stilmix nur in einer Mischung aus Hektik und Übermut komponiert worden sein kann.
Aber: Saint-Etienne befindet sich in einer der schönsten Gegenden von Toulouse und an Wochenenden gibt es direkt vor dem Eingang einen kleinen Flohmarkt.
6. Allées François Verdier
Direkt hinter der Kathedrale St. Etienne liegt dieser von Bäumen gesäumte Boulevard. Die Allee Forain François Verdier ist eine der besten Wohnlagen in Toulouse und führt unmittelbar zu einem kleinen Park, der ebenfalls sehenswert ist (Jardin du Grand Rond). Eigentlich ist dieser Park eine Art große Verkehrsinsel. Aus der Luft gesehen würde man die halbwegs runde Form gut erkennen.
An einem sonnigen Tag lässt es sich auch wunderbar in dem kleinen vietnamesischen Imbiss “Le Kiosque” am Ende der Allee aushalten. Das Essen ist lecker und man kann es entweder auf einem der Außenplätze genießen oder mit in den angrenzenden Park nehmen.
7. Chapelle des Carmélites
Dies ist keine wirklich bekannte Kirche, aber ich habe sie in meine Favoriten-Liste aufgenommen, weil die Kapelle einer meiner Lieblingsorte in der Stadt ist.
Die Chapelle des Carmélites ist von außen eher unscheinbar, im Inneren wird man jedoch von einem riesigen Deckenfresko empfangen. Der Eintritt ist frei.
Im Vorhof gibt es ein kleines Café in dem man bei einem Cappuccino, fern der großen Einkaufsstraßen und Touristenwege, abschalten kann.
Schlemmen in Toulouse
Ihr kennt das schon von meinen anderen Reisen, ich empfehle euch gerne die Orte weiter, an denen ich mich wohl gefühlt habe. Das sind nicht automatisch die local Heros. Es sind oftmals die Plätze zu denen ich entweder über freundliche Empfehlungen oder durch glückliche Zufälle gekommen bin.
Das kleine, italienische Restaurant L’Ouverture in 40 Rue Pargaminières ist einer dieser Zufälle gewesen. Zwar hat uns die ohnehin schon gute Bewertung bei tripadvisor bis vor die Tür geführt, aber der sympathische Inhaber machte das Erlebnis perfekt.
Er bietet all seinen Gästen das gleiche, außergewöhnlich gute Menü und unterbricht den Abend nach der Vorspeise für ein kleines Gitarrenkonzert. Weil Santy, so heißt der gute Sizilianer, in Deutschland Musik studiert hat, gab er für uns sogleich eine kurze Einlage mit einem Stück von Sebastian Bach.
Wer es traditioneller mag, der geht in Toulouse ein Cassoulet essen. Dieses legendäre Eintopfgericht mit weißen Bohnen, Wurst und Enten-Keulen ist das Symbol der bodenständigen Backsteinstadt. Besonders gut soll es in der Markthalle Victor Hugo schmecken. Dieser hässlich-funktionale Bau mitten in der Stadt wird dominiert von einem monströsen Parkhaus.
Doch es ist das Innenleben, das zählt, und das ist rustikal-raffiniert. Hier gibt es nicht nur alle Zutaten für das Cassoulet, sondern auch viel frischen Fisch, Wild, herrliches Obst und Dutzende nie gekostete Käsesorten.
Im ersten Stock des Marktes gibt es das Le Louchebem, ein etwas hemdsärmeliges Restaurant, welches für sein Cassoulet berühmt ist. Ich habe mich jedoch lieber den Austern in der Markthalle gewidmet.
Einkaufen
Das Gebiet rund um das Rathaus (Capitole) ist die beste Einkaufsgegend von Toulouse. Von anspruchsvoll bis einfach reicht die Vielfalt in dieser so wunderbar quirligen Innenstadt. Bemerkenswerte Straßen sind:
- Rue d’Alsace Lothringen – Eine breite Straße voller endloser Geschäfte. In der Regel sind große Modeketten wie Zara vertreten. Die berühmte Galerie Lafayette ist nicht direkt auf dieser Straße, grenzt aber unmittelbar an.
- Rue Saint Rome – Die Läden sind günstiger als die anderen in dieser Gegend, aber auch hier kann gut geshoppt werden.
- Rue de Metz – Diese Straße hat größere Kaufhäuser zu bieten und vereinzelt gibt es auch Geschäfte die mit Bekleidung nichts zu tun haben.
- Place St. Etienne – Die Luxusmarken haben sich an diesem Platz niedergelassen. An den Schaufenstern der exquisiten Geschäfte wie Louis Vuitton, Longchamp oder Christian Lacroix kann man sich stundenlang die Nasen platt drücken.
- Stadtteil Carmes – Ein guter Ort für einen einzigartigen Einkaufsbummel. In dieser Gegend gibt es viele kleine Boutiquen.
Schreibt mir, was Euch an Toulouse gefällt.