Es ist nie der erste Tag an dem ich in einer Stadt ankomme. Ich brauche immer etwas Zeit. In Lissabon ist es der dritte Tag an dem ich voll dabei bin.
Es ist der Tag an dem sich zum ersten Mal einige Wolken vor die Sonne schieben und das ist vielleicht auch gut so. Denn heute möchten wir mit dem Fahrrad an den westlichsten Punkt des europäischen Festlands radeln. An den Cabo da Roca.
Der Cabo da Roca liegt gerade einmal 40 Kilometer von der portugiesischen Hauptstadt entfernt, mit dem Mietwagen könnte man in knapp einer Stunde dort sein.
Aber wir möchten es mit dem Fahrrad schaffen. Von einem Freund haben wir erfahren, dass es im Badeort Cascais kostenlose Fahrräder zu leihen gibt. Von dort sind nur noch knapp 20 Kilometer bis zum Cabo da Roca. Also fahren wir mit dem Vorortzug nach Cascais und machen uns auf die Suche nach einer der Fahrradverleih-Stationen.
Als wir den Bahnhof von Cascais verlassen, konnten wir nicht ahnen, dass heute ein wichtiger Tag für den Badeort ist. Sein bisheriges Fahrradverleih-System wird nicht nur total umgekrempelt, es wird revolutioniert.
Deswegen nimmt uns am Fahrradverleih eine Delegation der Stadtverwaltung von Cascais in Empfang und gratuliert sehr herzlich. Es stellt sich heraus, dass wir tatsächlich die ersten Kunden im neuen Systems sind. Der Facebook-Eintrag zeugt von dem großen Empfang.
Statt alter, gebrauchter Fahrräder erhalten wir nigelnagelneue Bikes. Leider wurde neben dem obligatorischem Personalausweis oder Führerschein vorzeigen auch ein Bezahlsystem eingeführt. Die Zeiten mit dem kostenlosen Fahrradverleih sind seit Ende Oktober 2016 also vorbei. Die gute Nachricht ist, der Preis für eine Fahrrad ist mit knapp 4 Euro am Tag weiterhin fast geschenkt. Alle Informationen gibt es auf der Website der Stadt.
Die Strecke zum westlichsten Punkt von Festland-Europa entpuppt sich als sportliche Herausforderung. Zwar ist der landschaftlich schöne Radweg bis zum Surferparadies Praia do Guincho neu angelegt und fast durchgehend flach, beginnt nach dem Strand aber mit einem ordentlichen Anstieg. Dies ist auch die Stelle an der uns der frisch asphaltierte Radweg verlässt und in eine reine Landstraße mit viel Autoverkehr übergeht.
Landschaftlich ist die Radtour wesentlich attraktiver als mit dem Auto auf der Autobahn fahren zu müssen. Der Blick von den Klippen ist so ziemlich das Schönste, was es in Portugal zu sehen gibt. Pro Strecke sollte etwa eineinhalb Stunden eingeplant werden.
Cabo da Roca: Das Ende der Welt
Direkt hinter dem Leuchtturm, der als perfektes Postkartenmotiv herhalten muss, befindet sich der westlichste Punkt des europäischen Festlands: Das vermeintliche “Ende der Welt”.
Und das ist ziemlich beindruckend. Atlantikküste wie sie nicht schöner sein kann. Das Kap liegt 140 Meter über dem Meeresspiegel und man blickt über zerklüftete Steilküste direkt in die türkisfarbene Brandung des Atlantiks. Wollte man übrigens nach Amerika schwimmen, wäre hier der beste Platz dafür.
Mit den Fahrrädern waren wir nicht die Schnellsten auf dem Weg ans Kap. Viele Reisebusse, die aus Sintra und Cascais pendeln, haben uns überholt. Deshalb ist es zur Mittagszeit entsprechend voll. Die bessere Zeit für einen Besuch ist vermutlich der frühe Vormittag. Dann sind noch nicht so viele Touristen angereist.
Der Anblick vom Cobo da Roca, wirkt mehr wie Malerei als ein reales Bild. Die saftigen Wiesen, die graubraunen Klippen, der Leuchtturm und das Meer. Alles ist so perfekt und irgendwie magisch.
In einem kleinen Restaurant auf dem Plateau kann man sich seinen Reisepass stempeln lassen. Das ist dann ein einzigartiges Andenken an diesen besonderen Platz.