Egal wohin man fährt oder was man sich anschaut, überall und immer taucht man ein in die Massen, die über die Plätze strömen. Am zweiten Tag meiner Reise steige ich in ein Taxi und fahre zum Sultanahmet-Platz.
Die Touristen verteilen sich auf sämtliche Sehenswürdigkeiten der Umgebung: den Versunkenen Palast, die Blaue Moschee, die Hagia Sophia, den Gülhane Park und den Topkapi-Palast.
Alles an einem Tag zu schaffen ist unmöglich. Ich steuere zuerst die Blaue Moschee an (Istanbuler kennen sie nur unter dem Namen Sultan-Ahmed-Moschee). Es ist noch früher Vormittag. Unter den Arkaden im Innenhof finde ich die Stände von Straßenhändlern und kaufe mir einen frischen Granatapfelsaft. Das Innere der Moschee ist wegen der Gebetsstunde gesperrt.
Genau in dem Moment, als ich mich auf den Weg zur gegenüberliegenden Hagia Sophia mache, erschallt der Ruf des Muezzin von sämtlichen Minaretten. Immer abwechselnd, wie ein Dialog. Ein rhythmisches, langgezogenes „Alllaaahhh“ beherrscht die Atmosphäre.
Dann raubt die Heilige Sophia mir den Atem, übertrifft all meine Erwartungen. Ich möchte diesen Blick genießen, stundenlang. Vielleicht auf dem Rasen picknicken, wie all die anderen hier. Aber ich möchte hinein. Mir den prächtigen Kuppelbau anschauen. Statt Picknick reihe ich mich also in die Schlange ein und warte geduldig bis ich mein Ticket kaufen kann.
Hagia Sophia – Glanz und Gloria des byzantinischen Reiches oder das achte Weltwunder
Und dann stehe ich zwischen antiken Säulen und den beeindruckenden Mauern des Bauwerks. Die Hagia Sophia (griechisch für „Heilige Weisheit“) ist das Wahrzeichen Istanbuls. Eine aufregend weite Halle, fast 80 Meter lang und 70 Meter breit.
Ehe Konstantinopel von den Osmanen erobert wurde, war die Hagia Sophia die größte Kirche des Christentums. Danach Moschee und heute ein vielbesuchtes Museum. Die Kuppel krönte über ein Jahrtausend lang den größten Raum der Christenheit. Danach kam die Kathedrale von Sevilla, errichtet auf den Ruinen einer Moschee, dann der Petersdom. Doch gegen die erhabene Weite der Hagia Sophia wirken die anderen Gotteshäuser eng und zugestellt.
Im Innern des achten Weltwunders ein Mischmach aus Byzanz und osmanischer Kunst. Von den Wänden strahlen die Mosaiken der Jungfrau Maria und Jesus. In der Schwerelosigkeit der Kuppel hängen Rundschilder mit arabischen Schriftzeichen – den Namen der Propheten. Die Architektur vermittelt ein gigantisches Raumgefühl.
Ich verlasse das Weltkulturerbe. Vom Ausgang gehe ich in Richtung Bosporus und blicke noch einmal zurück auf dieses Meisterwerk.